Disintegration im Test - Shooter-Strategie-Mix mit Startproblemen

Disintegration will Shooter- und Strategieelemente verknüpfen und macht dabei eine ziemlich ordentliche Figur, wie unser Test zur Kampagne zeigt.

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Disintegration im Test für PS4 und Xbox One. Disintegration im Test für PS4 und Xbox One.

Romer Shoal aus Disintegration für die PS4 und die Xbox One ist nicht zu beneiden. Als wäre er nicht damit geschlagen genug, wie ein Leuchtturm in der Bucht von New York zu heißen, muss er sich als Mitglied einer Widerstandsgruppe auch noch mit den schier übermächtigen Rayonne rund um den düsteren Schurken Black Shuck herumschlagen.

Denn die Rayonne wollen im Erstlingswerk von Entwickler V1 Interactive sämtliche Menschen dazu zwingen, die sogenannte "Integration" durchzuführen. Das bedeutet, das eigene Gehirn in einen mechanischen Roboterkörper verpflanzen zu lassen.

Disintegration - Test-Video zum Ego-Shooter Video starten 10:04 Disintegration - Test-Video zum Ego-Shooter

Ein Großteil der Menschheit ist bereits integriert, darunter auch Romer, der zu Beginn des Spiels aus dem gigantischen Rayonne-Schiff Iron Cloud flieht, um danach mit ein paar versprengten anderen Flüchtlingen in die Widerstandsbasis des Menschen Waggoner zu stolpern. Gemeinsam sagen sie den Rayonne und Black Shuck den Kampf an.

Hinweis zur Wertung:
Unsere Test-Wertung bezieht sich ausschließlich auf die Kampagne von Disintegration. Den Multiplayer-Modus konnten wir bislang noch nicht unter Live-Bedingungen ausprobieren (siehe Kasten), haben ihn aber bereits in unsere Umfangswertung einfließen lassen. Sollte sich der Multiplayer noch auf die Gesamtwertung auswirken, werden wir sie nachträglich anpassen.

Worum geht es hier genau?

Die knapp achtstündige Geschichte, die sich im Anschluss um Romer und den Outlaw-Widerstand entspinnt, ist unserer Meinung nach ganz nett, mehr aber auch nicht. Die Truppe um den sympathischen Blechschädel hat mit Coqui, Seguin und Co. einige coole und gut (englisch) vertonte Charaktere zu bieten, die Story selbst ist immerhin stets so interessant, dass man wissen möchte, wie es bis zum (etwas lahmen) Finale des Spiels weiter geht. Und das kann man schließlich nicht über jedes Spiel in diesem Segment sagen.

Romer wird schnell zum Anführer der Crew, auch, weil er der beste Gravcycle-Pilot des Teams ist. Romer wird schnell zum Anführer der Crew, auch, weil er der beste Gravcycle-Pilot des Teams ist.

Ein Wermutstropfen: Die interessante Prämisse der Menschen in Roboterkörpern und die damit verbundenen philosophischen Fragen geht im der Action etwas unter, wir fanden den Einstieg ins Spiel zudem ziemlich verwirrend. Wer nicht vorher zumindest grob weiß, um was es geht, dürfte Probleme haben, Ereignisse und Charaktere einzuordnen.

Das Gameplay muss sich warmlaufen

Spielerisch waren wir besonders gespannt auf Disintegration, schließlich wurde es schon im Vorfeld als Mix aus Ego-Shooter und Echtzeitstrategie angepriesen. Und das stimmt auch, allerdings mit Einschränkungen.

Grundsätzlich steuern wir Romer auf einem schnittigen Fluggerät namens Gravcycle durch die insgesamt zwölf linearen aber thematisch abwechslungsreichen Story-Missionen und nehmen dabei Rayonne-Horden aufs Korn. Das fängt noch ziemlich schnarchig an, denn in den ersten beiden Missionen verfügt unser Gravcyle nur über ein paar lumpige Hochgeschwindigkeits-Geschütze.

Disintegration startet recht gemächlich, in einer skandinavisch angehauchten Umgebung müssen wir einen Outlaw befreien. Disintegration startet recht gemächlich, in einer skandinavisch angehauchten Umgebung müssen wir einen Outlaw befreien.

Aber spätestens, wenn wir späteren Einsätzen mit Scharfschützen-Aufsatz oder Raketenwerfer durch die Rayonne-Horden pflügen, kommt richtig Freude auf. Doof allerdings, dass die Mission unsere Bewaffnung stets vorgibt und wir nicht selbst entscheiden können, welche Knarren wir ans Vehikel schrauben wollen. So kommt das coole Scharfschützen-Gewehr nur in genau einer Mission zum Einsatz.

Und auch die Steuerung unseres fliegenden Untersatzes konnte uns beim Test nicht hundertprozentig überzeugen. Zwar gibt es etliche Einstellmöglichkeiten für Stick-Empfindlichkeiten und mehr sowie ein hervorragendes Tutorial, aber auch nach viel Options-Gefummel fühlte sich der Baller-Gleiter immer noch etwas zu träge an.

Strategie light

Die Strategiekomponente klingt dagegen komplexer als sie ist: Je nach Mission haben wir vom Spiel vorgegeben zwischen einem und vier KI-Mitstreiter dabei, denen wir über den rechten Bumper Befehle geben können. Die beschränken sich zwar auf "Renne zu diesem Punkt", "Priorisiere diesen Feind", "Interagiere mit diesem Gegenstand" oder "Ziehe dich zurück", aber das reicht aus, um mit seiner Widerstandstruppe gut durch die Levels zu kommen.

Dank des Gravcycles haben wir stets einen guten Überblick über die Situation, was Befehle für unsere Crew einfacher macht. Dank des Gravcycles haben wir stets einen guten Überblick über die Situation, was Befehle für unsere Crew einfacher macht.

Zumal die KI ordentlich mitmacht, Gegner selbstständig unter Feuer nimmt und grundsätzlich unserem Fadenkreuz folgt, was wir eine sehr smarte Lösung finden und was in der Praxis auch super funktioniert.

Perfekt ist die künstliche Intelligenz allerdings nicht, beim Test mussten wir an ein paar Stellen niedergeschossene Kumpeln zu Hilfe eilen, obwohl wir ihnen kurz zuvor den Befehl zur Deckung gegeben hatten. Anweisungen lassen sich zudem nicht verketten: sollen etwa Kisten durchsucht werden, müssen wir brav warten, bis die erste Kiste offen sich, um dann die nächste anzuvisieren.

Kombiniere, kombiniere

Dafür gefallen uns aber die Spezialfähigkeiten der KI-Kollegen, die wir per Steuerkreuz aktivieren können und die vor allem in Kombination richtig Laune machen. Gegner können etwa mit Granaten gelähmt oder verlangsamt werden, auch Raketenangriffe oder "Bodenstampfer" sind möglich. Zusammen mit den Ballerfähigkeiten des Gravcycles ergeben sich so oft coole Scharmützel mit den Rayonne, auch weil in den Levels viel zu Bruch geht. Allerdings: Disintegration gibt stets vor, welche Outlaws mit in die Missionen ziehen, wir selbst haben darauf wie bei den Waffen keinen Einfluss - eine verpasste Chance.

Die KI-Fähigkeiten sind das Salz in der Suppe. Im lilafarbenen Kreis werden alle Gegnerbewegungen verlangsamt. Die KI-Fähigkeiten sind das Salz in der Suppe. Im lilafarbenen Kreis werden alle Gegnerbewegungen verlangsamt.

In den Missionen selbst serviert Disintegration solide aber auch generische Shooter-Standardkost, zumindest was die Missionsziele angeht: Mal müssen wir jemanden befreien, dann einen Turm des Gegners zerstören oder ein Lastschiff mit wichtiger Fracht eskortieren. Das haut uns zwar nicht vom Hocker , wird aber auch nie übermäßig langweilig, zumal hin und wieder nette Ideen eingestreut werden.

In einem nächtlichen Einsatz müssen wir uns beispielsweise vor Schockwellen in Acht nehmen und dafür von sicherer Zone zu sicherer Zone hetzen, an anderer Stelle werden die Waffen unseres Gravcycles lahmgelegt und unsere Crew muss zuerst den entsprechenden Störturm deaktivieren.

Bis zu solchen coolen Szenen benötigt Disintegration allerdings etwas Anlaufzeit. Denn während die ersten Missionen im skandinavisch angehauchten Setting noch ziemlich dröge sind, machen spätere Einsätze deutlich mehr Laune und warten auch mit dickeren Gegnerbrocken wie dem gigantischen Donnerkeil auf.

Die Donnerkeile sind die dicksten Gegner im Spiel und haben wie üblich eine besondere Schwachstelle. Die Donnerkeile sind die dicksten Gegner im Spiel und haben wie üblich eine besondere Schwachstelle.

Sinnlose Hubs, coole Upgrades

Zwischen den Missionen bemüht sich Disintegration um Atmosphäre und Hintergrund und lässt uns etwa im Hangar unserer Basis mit den anderen Outlaws sprechen. Allerdings wirken diese Mini-Hubs viel zu steril und leblos und sind darüber hinaus auch schlicht überflüssig, denn neben den Crew-Gesprächen können wir uns ihr lediglich ein paar generische Herausforderungen (zehn fliegende Gegner abschießen, nicht sterben etc.) für die nächste Storymission abholen oder diese einfach anwählen. Das streckt die Zeit bis zum nächsten Einsatz unnötig, ein einfaches Menü hätte es hier auch getan.

Gar nicht überflüssig ist dagegen das Upgrade-System. Durch den Levels versteckte Kisten und über erledigte Nebenaufgaben können wir Upgrade-Chips bekommen, und die zwischen den Missionen bei Romer und denanderen Outlaws installieren. Dadurch gibt's dann etwa mehr Energie oder eine schnellere Abklingzeit der Fähigkeiten. Und das macht sich im Spiel durchaus positiv bemerkbar, etwa wenn unsere Kameraden ihre besonderen Skills deutlich flotter wieder einsetzen können oder schlichtweg mehr einstecken können.

Zwischen den Missionen lassen sich Romer und KI-Kollegen mit erbeuteten Chips upgraden. Zwischen den Missionen lassen sich Romer und KI-Kollegen mit erbeuteten Chips upgraden.

Auf technischer Seite merkt man Disintegration an, dass es von einem kleinen Team mit einem vergleichsweise geringen Budget kommt. Nicht falsch verstehen, der generelle Look des Spiels ist gelungen, die Umgebungen wirken abwechslungsreich (wenn auch nicht sonderlich weitläufig) und auch die Explosionen und die bereits erwähnten Zerstörungseffekte machen einiges her.

Mit der Qualität größerer Produktionen kann das Spiel aber nachvollziehbarerweise nicht mithalten. Ärgerlich sind vor allem die zeitweise merkbar nachladenden Texturen sowie instabile Framerate, die zwar tapfer kämpft, bei besonders actionreichen Szenen aber unter die 30fps fällt. Wie gesagt, Romer Shoal ist nicht zu beneiden. Einen zweiten Teil darf es unserer Meinung nach nach diesem soliden Einstand aber trotzdem gerne geben.

Die Zerstörungseffekte sind klasse. Diese Scheune hier können wir etwa fachgerecht in ihre Einzelteile zerlegen. Die Zerstörungseffekte sind klasse. Diese Scheune hier können wir etwa fachgerecht in ihre Einzelteile zerlegen.

Multiplayer-Modus
Neben der Singleplayer-Kampagne bietet Disintegration auch einen Multiplayer-Modus, das Prinzip funktioniert ähnlich wie im Solo-Part. Jeder Spieler kommandiert ein Gravcycle und eine KI-Einheit, von denen es insgesamt 9 mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen gibt und die überraschend viel Raum zum Experimentieren lassen. Damit geht es dann in drei Modi zur Sache:

  • Zone Control: Bereiche auf der Karte einnehmen und halten
  • Collector: "Hirnbehälter" sammeln. Für abgeschossene Gravcycles gibt es drei, für erledigte KI-Einheiten jeweils einen Behälter.
  • Retrieval: Das offensive Team muss Kerne an bestimmten Punkt bringen, das defensive Team soll das verhindern.

Für Siege und das Erledigen von optionalen Herausforderungen gibt es Punkte, die ihr dann unter anderem für neue Skins für eure KI-Truppen ausgeben könnt. Alles in allem also eine äußerst solide Ergänzung zum Solo-Modus.

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